Chronik des Bremer Schützenvereins von 1843

  • Schon im Jahre 1835 errichteten einige Freunde des Schießsports in Woltmershausen eine Schießbahn. Diese Vereinigung scheint dann spätestens im Jahre 1840 den Namen Bremer Schützenverein angenommen zu haben. Gleichzeitig wurde das Domizil nach der Hakenburg vor dem Hohentor verlegt. Von diesem Bremer Schützenverein existieren auch heute noch die Satzungen, welche damals Gesetze hießen.

 

  • Als Zweck des Vereins wurde seinerzeit im Gesetz von 1845 angegeben: ”Im geselligen Kreis mit Ausschluss jeder politischen Tendenz sich im Scheibenschießen zu üben.“ Dieser Verein bildete ein aus vier Kompanien bestehendes Schützenbataillon, welches von einem Major befehligt wurde. Diese militärische Organisation des Vereins wurde sofort nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Bremen für überflüssig gehalten und man zögerte auch nicht, diese sofort zu beseitigen (1869).

 

  • Die Sportanlage in der Hakenburg erwies sich durch das starke Wachstum des Vereins, auch ausgelöst durch die Entwicklungen des Jahres 1848, schnell als zu klein. Daher beschloss man 1849 eine eigene Liegenschaft in der Neustadt zu erwerben. Auf dieser Liegenschaft, in etwa gelegen zwischen der heutigen Langemarckstraße, Friedrich-Ebert-Straße, dem Neustadtswall und der Neuenlander Straße, entstand in der Folge der neue Schützenhof, einer der größten in Deutschland.

 

  • Man feierte Feste, empfing Freunde aus der Schweiz, den USA und vielen anderen Ländern. Mitglieder des Direktoriums (Vorstandes) haben mit anderen Deutschen Vereinen, hauptsächlich aus Frankfurt/Main und Gotha, federführend an der Gründung des alten DSB (11. Juli 1861 in Gotha) mitgewirkt. Auch waren sie zusammen mit Hamburg an der Gründung des alten Nord-West-Deutschen-Bezirksvereins des Deutschen Schützenbundes (26. Januar 1868 in Hamburg) beteiligt.

 

  • Aus dieser Tradition heraus wurde Bremen zum Austragungsort des zweiten Deutschen Bundesschießens 1864 bestimmt. Durch den Deutsch-Dänischen Krieg wurde diese Veranstaltung dann jedoch auf 1865 verschoben. Der Festplatz für das Bundesschießen wurde auf Teilen der damaligen Bürgerweide errichtet. Dieses hatte für Bremen insofern nachhaltige Folgen, dass auf diesem Gelände anschließend durch dieselben Direktoriumsmitglieder, welche auch das Bundesschießen organisiert haben, die Entstehung des Bremer Bürgerparks vorangetrieben wurde.

 

  • Ende des 19. Jahrhunderts war der alte Schützenhof finanziell nicht mehr zu halten. Das gesamte Areal wurde verkauft. Die zum Sport benötigten Teile vorerst zurückgepachtet. Das Gelände wurde nach und nach bebaut und so war es dann auch abzusehen, dass der Schützenverein dort auf Dauer nicht weiter bestehen würde. Im Januar 1902 wurde beschlossen, einen neuen Schützenhof zu bauen. Das nach längerer Suche gefundene Gelände in der Huckelriede (Werderhöhe / Niedersachsendamm) wurde mit einer großzügigen Sportanlage bebaut. Die festliche Eröffnung der neuen Sportanlage fand im Jahre 1905 statt. Die Anlage sah viele große Veranstaltungen, unter anderem das 27. Nordwestdeutsche Bezirksschiessen im Jahre 1907. Einem Teil der Mitglieder des Bremer Schützenvereins war der Weg dorthin jedoch zu weit. Daher gründeten diese im Jahre 1904 die heute noch bestehende Bremer Schützengilde.

 

  • Um das Jahr 1920 herum kam das Schiessen mit Kleinkaliber auf. Diese Schützen fanden ihre Heimat im Bremer Schützenverein, welcher auch sofort die entsprechenden Trainingsmöglichkeiten schuf. Im Jahre 1935 wurde der Grundstückspachtvertrag, welcher noch bis zum 31. Dezember 1950 lief, vorzeitig gekündigt, da das Gelände für Kasernenbauten benötigt wurde. Das letzte Großkaliberschiessen fand am 17. November 1935 und das letzte Kleinkaliberschiessen am 24. April 1938 auf dem Schützenhof an der Werderhöhe statt.

 

  • Der Bau der neuen vom Staat vertraglich versprochenen Sportanlage an der Rennbahn in Bremen-Vahr kam über Erdbewegungen nicht hinaus. Die Bauarbeiten wurden mit dem Beginn des 2. Weltkriegs eingestellt. Die Mitglieder des Bremer Schützenvereins übten allerdings ihren Schießsport weiter aus. Auf der Anlage der Freunde von der Bremer Schützengilde in Bremen-Gröpelingen wurde bis zur Einstellung des Sportbetriebs im Jahre 1944 erfolgreich Schießsport betrieben. Der Betrieb wurde dort, bedingt durch die Zerstörung dieser Anlage durch Bombenangriffe, unmöglich. Mit dem 8. Mai 1945 war dann aller Schießbetrieb erst einmal zu Ende.

 

  • Nach langwierigen Verhandlungen mit den Besatzungsbehörden konnten Schützenbrüder, wie Carl Volkmar und Hermann Meyer, erreichen, dass die Genehmigung zur Wiedergründungsversammlung erteilt wurde. Diese fand dann am 28. September 1949 im Lloydkeller zu Bremen statt. Unter nicht einfachen Bedingungen wurde der Sportbetrieb neu organisiert. So baute man das an der Werderhöhe noch vorhandene Schützenhaus, oder besser gesagt, das was der Weltkrieg von ihm noch übriggelassen hatte, zu einem Luftgewehrstand aus. Seit diesem Zeitpunkt konnten auch Frauen Mitglieder des Bremer Schützenvereins werden. Die Damenmannschaft des Bremer Schützenvereins wurde Sieger bei der ersten Landesmeisterschaft des NWDSB nach dem Kriege. An der ersten Deutschen Meisterschaft (1953) nahm als einziger Teilnehmer aus Bremen unser Mitglied Karl-Heinz Fricke teil.

 

  • In den Folgejahren wurden schwierige Verhandlungen über die Erfüllung der Entschädigung des Vertrages von 1935 geführt. Letztendlich ist aber gerichtlich der Anspruch des Bremer Schützenvereins auf eine neue, eigene Sportanlage bestätigt worden. In der Folgezeit konnte jedoch kein entsprechendes Gelände zur Verfügung gestellt werden.

 

  • Vereinsmitglieder entdeckten später, in den 1960er Jahren, einen total zerstörten Schießstand der ehemaligen Deutschen Reichsbahn an der verlängerten Hemmstraße. Nach Verhandlungen mit der Eisenbahndirektion in Hannover konnte dieser Stand ausgebaut werden und wurde somit zur neuen, aber nur vorläufigen Heimat des Bremer Schützenvereins. Auf die Dauer fühlte man sich hier nicht zu Hause. Zusätzlich hatte in der Zwischenzeit die Eisenbahner-Sportgemeinschaft (ESV) eine Schießsportgruppe gegründet, welche Eigentumsansprüche an dieser Anlage geltend machte.

 

  • Neue Verhandlungen mit der Stadtgemeinde Bremen endeten in einem Erbpachtvertrag für ein Gelände an der Neuenlander Straße. Der Bremer Schützenverein als Bauherr, errichtete hier Mitte der 1970er Jahre, unter Einsatz aller Mittel einschließlich der Arbeitskraft seiner Mitglieder und Freunde, eine der damals modernsten und größten Schießsportanlage Norddeutschlands.

 

  • Jedoch zeichnete sich bereits zum Jahrtausendwechsel ab, dass der Bremer Schützenverein erneut sein Domizil verlieren wird. Im Zuge des geplanten Autobahnneubaus, der A 281, soll die Streckenführung direkt über die bestehenden Gebäude der Sportanlage führen. Nach langem Suchen und in Zusammenarbeit mit dem Sportamt Bremen, konnte ein geeignetes Gelände in Bremen-Neustadt auf der Bezirkssportanlage Süd in der Volkmannstraße gefunden werden. Hier errichtete der Bremer Schützenverein in eineinhalbjähriger Bauzeit eine moderne Schießsportanlage. Auf der neuen Sportanlage können alle Kurz- und Langwaffendisziplinen bis 4.000 Joule auf bis zu 25 m Entfernung, mit Ausnahme der Wurfscheibendisziplinen, geschossen werden. Für die nähere Zukunft ist ein Anbau, welcher bei den Planungen bereits berücksichtigt wurde, für eine Schießbahn bis zu 100 m Entfernung und für bis zu 7.000 Joule für Kurz- und Langwaffen vorgesehen.

 

  • Zu erinnern ist in diesem Rückblick noch an einige Namen des bremischen Schützenwesens aus den Reihen des Bremer Schützenvereins. Die Direktoriumsmitglieder Ed. von Heymann, Adolf Schörling und Heinrich Moritz Hauschild waren neben anderen bei der Gründung des alten DSB und des alten NWDSB dabei. Heinrich Moritz Hauschild war außerdem seit 1889 Präsident des DSB und bis zu seinem Tode im Jahre 1904 dessen Ehrenpräsident. Hermann Meyer, erster Präsident des NWDSB und des Bezirkschützenverbandes Bremen, heute Bremer Schützenbund, sowie Carl Volkmar haben an der Gründung des heutigen NWDSB und des Bezirksschützenverbandes Bremen mitgewirkt. Carl Volkmar wurde in beiden Verbänden der Rechnungsführer. Außerdem war Hermann Meyer auch beteiligt an der Wiedergründung des Deutschen Schützenbundes (1951).